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Neue Erkenntnisse der Deutschen Krebsforschung

Epstein-Barr Viren: krebserregend auf neue Art

13. Februar 2017 (Koh) — Gemeinsame Pressemitteilung des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ), des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung (DZIF) und des französischen lnstitut national de la sante et de la recherche medicale (lnsenn)

Fast jeder trägt es in sich: Wissenschaftler schätzen, dass weltweit etwa 98 Prozent der Erwachsenen mit dem Epstein-Barr Virus infiziert sind. In seltenen Fällen führt die lnfektion mit dem Erreger zu Krebs. Wissenschaftler im Deutschen Krebsforschungszentrum und im Deutschen Zentrum für lnfektionsforschung (DZIF) entdeckten nun, dass ein Proteinbaustein der Viren die Krebsentstehung fördert: Das Virusprotein stört die Zellteilung, was dazu führen kann, dass sich das Erbgut fehlerhaft auf beide Tochterzellen verteilt. Dadurch steigt das Risiko, dass die infizierten Zellen später zu Krebs entarten.

Nach lnfektion verbleiben Epstein-Barr-Viren (EBV) lebenslang im Körper, verursachen aber meist keine Symptome. Etwa ein Drittel der infizierten Jugendlichen oder jungen Erwachsenen erkrankt am Pfeifferschen Drüsenfieber, das meist nach wenigen Wochen wieder abklingt. In seltenen Fällen jedoch verursacht das Virus Krebs, insbesondere Lymphome sowie Krebserkrankungen des Magens und des Nasen-Rachenraums.

Wissenschaftler versuchen seit langem schon zu verstehen, wie die Erreger die Zellen zu Krebs umprogrammieren.

»Bislang haben wir nur für einige wenige Fälle eine Erklärung“, sagt Henri-Jacques Delecluse vom Deutschen Krebsforschungszentrum. »Wir wussten aber bislang nicht, auf welche Weise die Mehrheit der Tumoren entsteht.“

In ihrer aktuellen Publikation liefem Delecluse und sein Team gemeinsam mit der fubeitsgruppe von Ingrid Hoffmann, ebenfalls DKFZ, eine neue und überraschende Erklärung dafür. Die Wissenschaftler zeigen erstmals, dass ein Proteinbestandteil der Viren die Krebsentstehung antreibt. Teilt sich eine EBV-infizierte Zelle, so verhindert das Virusprotein BNRF1 den ordnungsgemässen Ablauf des Vorgangs: Es bilden sich häufig mehr als zwei Spindelpole (Zentrosomen). Daraus folgt, dass sich die Chromosomen nicht mehr gleichmässig und akkurat auf beide Tochterzellen verteilen – eine bekannte und anerkannte Krebsursache. Epstein-Barr Viren, aus denen die Wissenschaftler BNRF1 entfernt hatten, beinträchtigen die Chromosomenverteilung dagegen nicht.

EBV, das zu den Herpesviren zählt, befällt im Körper B-Zellen der lmmunabwehr und Schleimhautzellen des Mund- und Rachenraums. In den infizierten Zellen ruhen die Viren meist. Ge!egentlich kurbeln sie aber ihre Vermehrung an, um Virus-Nachkommen zu produzieren, die benachbarte Zellen befallen. So kommen immer neue Körperzellen in Kontakt mit dem schädlichen Virusprotein BNRF1 und sind damit einem erhöhten Risiko ausgesetzt, zu entarten.

„Das völlig neue an unserem Ergebnis ist, dass wir erstmals ein Protein eines Virus als Krebstreiber enttarnt haben“, sagt Henri-Jacques Delecluse. ,,Alle bislang untersuchten Tumorviren des Menschen lösen Krebs auf völlig andere Art aus: In der Regel muss Erbmaterial des Virus dauerhaft in der infizierten Zelle vorliegen, so dass Virusgene abgelesen werden, die dann die Krebsentstehung fördern.“

Kommentar von Hans-Peter Buck:

Als ich die o.g. Pressemeldung gelesen habe, war ich geschockt. Ich weiss seit über 20 Jahren um die verheerenden Auswirkungen, die der Epstein-Barr Virus (EBV) haben kann, wenn er aktiv sein Unwesen im Körper eines Menschen treibt. Ich habe in der Praxis unzählige Patienten gehabt, deren Lebensqualität massiv durch den tückischen Virus beeinträchtigt waren. Aber mir war nicht bewusst, dass der EBV sogar das Potential zu haben scheint, Krebs auszulösen!

In der allgemeinen Meinung ist der EBV lediglich der Auslöser für Pfeiffersches Drüsenfieber, und wenn dieses ausgeheilt ist, ist „der Fall erledigt“. Für viele Viren ist das auch zutreffend – wenn der Körper von einem Virus befallen wird, bildet er eine lebenslange Immunität gegen den Virus.

Dieses gilt jedoch NICHT für den Epstein-Barr Virus!

Der Körper KANN keine Abwehr bilden, sodass der EBV für immer im Körper verbleiben wird!

Ich bin froh (und ein wenig stolz), dass ich nach jahrelanger, intensiver Forschung wenigstens einen Weg gefunden habe, den EBV „ruhig zu stellen“ und die Symptome soweit zu mindern, dass der Patient in den meisten Fällen wenig bis keine Beschwerden mehr zeigt.

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